Der Alte Mann und das Pferd
Eine kleine alte Geschichte, die vom Vertrauen in das Leben erzählt und zum Nachdenken anregen soll.
Es war einmal ein alter Mann, der in einem kleinen chinesischen Dorf lebte. Der Mann lebte zusammen mit seinem einzigen Sohn in einer kleinen Hütte am Rande des Dorfes. Ihr einziger Besitz war ein wunderschöner Hengst, um den sie von allen im Dorf beneidet wurden. Es gab schon unzählige Kaufangebote, diese wurden jedoch immer abgelehnt. Das Pferd wurde bei der Erntearbeit gebraucht und es gehörte zur Familie, fast wie ein Freund.
Eines Tages war der Hengst verschwunden. Nachbarn kamen und sagten: „Du Dummkopf, warum hast du das Pferd nicht verkauft? Nun ist es weg, die Ernte ist einzubringen und du hast gar nichts mehr, weder Pferd noch Geld für einen Helfer. Was für ein Unglück!“
Der alte Mann sah sie an und sagte: „Unglück – Woher wisst Ihr das ?“
Ein paar Tage später, war der Hengst wieder da und mit ihm waren sieben Wildpferde gekommen, die sich dem Hengst angeschlossen hatten. Jetzt waren die Leute im Dorf begeistert. „Was für ein Glück“, sagten sie zu dem alten Mann, „nun bist du ein reicher Mann…“
Der Alte sagte : „Glück – Woher wisst Ihr das ?“
Die Dorfbewohner schüttelten den Kopf über den wunderlichen Alten. Warum konnte er nicht sehen, was für ein unglaubliches Glück ihm widerfahren war? Am nächsten Tag begann der Sohn des alten Mannes, eines der neuen Wildpferde zu zähmen und zuzureiten. Beim ersten Ausritt warf ihn dieses so heftig ab, dass er sich beide Beine brach.
Die Nachbarn im Dorf versammelten sich und sagten zu dem alten Mann: „Was für ein Unglück, Dein einziger Sohn ist jetzt ein Krüppel. Und wer soll nun auf deine alten Tage für Dich sorgen?“
Wiederum antwortete der Alte: „Unglück – Woher wisst Ihr das ?“
Ein paar Wochen später begann ein Krieg. Der König brauchte Soldaten, und alle wehrfähigen jungen Männer im Dorf wurden in die Armee gezwungen. Nur den Sohn des alten Mannes holten sie nicht ab, denn den konnten sie an seinen Krücken nicht gebrauchen.